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NICOLAU SCHÜÜR FAMILIENGESCHICHTE

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Familie Nicolau Schüür

Nicklaas und Gertrud - Henrique, Marianne, Hildegard e Germano

GESCHICHTEN UND ERINNERUNGEN

bei Henrique und Germano Schüür

NIKLAAS SCHÜÜR, Sohn von Heinrich Menno Schüür und Foske Reuwsaat, geboren in Emden, Deutschland, am 30. Juli 1906.

Besitzer des Reisepasses nº 545, herausgegeben durch den Gouverneur vom Bezirk Schleswig, Deutschland am 12. Dezember 1923, meldete sich am 15. Januar 1924 beim Brasilianischen Konsulat in Hamburg, und erhielt das Visum, unterschrieben durch J. de Carvalho Silva, zur Auswanderung nach Brasilien. Es wurden 4$000 (Vier Tausend Réis) an Gebühren bezahlt. Am 26. Januar 1924, zusammen mit den Eltern und Geschwistern, ging er zu Schiff im Hafen Hamburg mit dem Ziel Brasilien. Alle liessen sich in der Umgebung von Santo Ângelo, im Innern von Rio Grande do Sul, nieder.

Die Aussicht das ganze Leben an diesem Ort zu verweilen erschreckte seinen unruhigen Geist und seine Abenteuerlust. Nachdem er nach Porto Alegre und São Paulo umzug und als Maler und Innenarchitekt arbeitete, entschloss er wieder auszuwandern, diesmal in die Vereinigten Staaten Amerikas.

In dem in Deutschland ausgestelltem Reisepass erhielt er das Visum des Amerikanischen Konsulates in São Paulo am 18. Juni 1928. Um für die Kosten der Reise in die USA beizutragen, arbeitete er als Kellner auf dem Schiff. Erreichte New York im selben Jahr, arbeitete aber dort nur kurze Zeit. Niklaas erzählte, dass er seine Aktivitäten als Kellner im Restaurant vom Waldorf Astoria Hotel ausübte, zu dieser Zeit angesehen als das Beste und luxuöse vorhandene Hotel im ganzen Land. Um diese Arbeitsgelegenheit zu erhalten nahm er an an einem intensiven Training teil. Gemäss seiner Aussage, waren die Trinkgelder sehr hoch, deshalb war diese Arbeit, so viel anders als die der Malerei, so attraktiv.

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Passaportes de Schleswig (1923) e de Nova Iorque (1930)

Da er sehr gut die Techniken ‘escariola’ und ‘chapelon’ beherrschte, machte er auch nebenbei einige Arbeiten als Maler bei der Errichtung des Empire States, das höchste Gebäude der Welt zu der Zeit. Niklaas erzählte immer, dass ein Stockwerk pro Tag fertiggestellt wurde.

Nach der Zeit in New York eroberte er den Westen Amerika’s. Kalifornien war sein Ziel, er arbeitete in São Francisco und Los Angeles. Nachdem er die Aktivitäten in Hotel’s in São Francisco aufgab arbeitete er als Maler in Los Angeles. Er zeichnete sehr gut und kannte die Vorbereitung der Farben, arbeitete bei MGM und Warner als Bühnenmaler und nahm mit seiner Geschicklichkeit an den ersten stummen Filmen ‘Gordo e o Magro’ (Oliver Norvell Hardy Junior und Stan Laurel), ‘Os Três Patetas’ ( Moe Howard, Larry Fine e Curly Howard) und ‘Deanna Durbin’, Muse der Zeit vom stummen Kino, teil.

Nachdem er ein gutes Geld gespart hatte, entschied er sich in den Vereinigten Staaten zu verbleiben. Wollte aber vorher nach Brasilien reisen, um die Familie zu sehen und mit den Seinen die neuen Erlebnisse teilen. Machte einen weiteren deutschen Reisepass beim Konsulat in New York am 3. Juli 1930. Nahm ein Schiff nach Deutschland und erhielt ein neues Visum für Brasilien, jetzt vom brasilianischen Konsulat der Stadt Bremen am 11. September 1930. Kam am 5. Oktober 1930 in der Hafenstadt Rio Grande an und reiste nicht mehr nach den USA.

In Ijuí - RS, im Hause seiner Schwester Juliane (Tante Juli), verheiratet mit Claas Reuwsaat, vor seiner Rückkehr nach USA, lernte er eine schöne Freundin seiner Schwester kennen, ihr Name Gertrud Marie Heinemann, in die er sich verliebte. So verblieb er einige Zeit in Ijuí und half seinem Schwager, der auch Maler und Schildmaler war, und der einen Auftrag für eine Menge von Schilder erhielt, da zu der Zeit sich in der Stadt eine grosse Landwirtschaft- und Industrie-Messe veranstaltete. Er verlobte sich mit Gertrud und hoffte, dass er verheiratet sein Projekt in Kalifornien zu leben sich realisieren würde. Aber, Gertrud war sehr an ihre Eltern ‘geklammert’, die in Buriti, Distrikt zu Santo Ângelo wohnten, und mit dem Umzug nicht einverstanden war. So heiratete er mit Gertrud am 27. Juni 1933 und entschied sich in Brasilien zu bleiben.

Als kompetenter Malermeister und Hersteller von Gebäudefarben wählte er die Stadt Cruz Alta - RS um sich niederzulassen. Warum Cruz Alta? Sein Schwager, Maler, Ernesto Tromenschläger, hatte sich in Santa Rosa – RS niedergelassen. Sein Bruder, auch Malter, Volkmar, war zusammen mit seinem Vater in Santo Ângelo - RS, sein Schwager, auch Maler, Claas Reuwsaat, war in Ijuí – RS ansässig. So verblieb ihm in der Umgebung die Stadt Cruz Alta.

So begann sein Familienleben in 1933. Er konnte gleich seinen Namen auf Nicolau und den seiner Frau auf Maria Gertrudes ändern und liess sich als Brasilianer naturalisieren, durch Dekret des Präsidenten Eurico Gaspar Dutra, am 25. September 1948.

Niklaas und Gertrud haben 4 KinderHenrique, 1934; Marianne, 1936, Hildegard, 1941 und Germano,  1945.

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Interessante und pitoreske Erzählungen

In Brasilien arbeitete er als Gebäudemaler in São Paulo, nahm an dem Anstrich des derzeit grössten Gebäudes São Paulo, Edifício Martinelli, teil.

In den USA, 1930, hatte er Gelegenheit nach einem Gottesdienst die Hand eines lächelnden Alten zu drücken, der jedem der aus der Kirche kam die Hand drückte. Er versuchte mit ihm zu sprechen, aber der Alte war komplett taub. Später erfuhr er, dass der lächelnde, taube Herr, Thomas Edison war.

Träume

Er erzählte, dass er als junger Mann immer Seemann sein wollte. Er wollte die ganze Welt kennenlernen. Er träumte auch Flugzeug-Pilot zu sein. In diesem Sinne regte er sehr seinen Sohn Henrique an, Pilot zu werden, was sich auch verwirklichte. Er konnte mit dem Sohn einige Flüge in Cruz Alta machen.

Religiosität

War ein guter Christ, und half sehr seinen Nächsten. Bis zu seiner Ankunft in Brasilien war er Baptist. Da die strengen kirchlichen Forderungen an die Gemeindeglieder zu der Zeit schwer zu akzeptieren waren, begann er die IECLB zu besuchen, dies bis zu seinem Tod. Von dieser Zeit an, zusammen mit seiner Frau Gertrud, schenkte er sich und half ständig seinen Gleichen.

In Cruz Alta lebte eine kleine Anzahl von deutschen Abkommen des Lutheranischen Glaubens, die er zusammenbrachte, um die lokale Lutheranische Gemeinde zu gründen. Die ersten Gottesdienste wurden im Hause des Ehepaars Schüür gehalten. Nach einiger Zeit benutzten sie das Gebäude der Methodisten Kirche. Er war seit dem Beginn der grosse Anführer der Evangelischen Lutherischen Gemeinde in Cruz Alta. Fast sein ganzes Leben lang hielt er den Kindergottesdienst und den Konfirmandenunterricht.

Der erste Tempel, in der Coronel Pillar Strasse, wurde unter seiner Führung gebaut und eingeweiht. Später idealisierte er und führte die Aufrichtung des Gemeindehaus. Da Cruz Alta ein wichtiges Militärzentrum war, mit zwei Regimente, war Niklaas immer mit den Söhnen der Christen vom Innern des Munizip und Nachbarstädten besorgt, die im Militärdienst waren. Die hatten grosse Schwierigkeiten, sich an das Leben in einer grösseren Stadt anzupassen. So konnten diese im Gemeindehaus untergebracht von den Versuchungen der Grosstadt entfernt bleiben. Das 2-stöckige Gebäude gab 20 Pensionären Unterkunft und war auf dem Grundstück hinter der Kirche aufgebaut. Mit Freude konnten wir im Buch eines ehemaligen Pensionären ein Zeugnis der Anerkennung von denen die dort wohnten finden. Es handelt sich um das Buch von Valentim Garros über die letonische Einwanderung in Brasilien, Peregrinações - os Garros, Letos em Ijuí – Colméia Gráfica e Editora Ltda, 1ª Edição, Ijuí, RS, 2002.

Nachstehend ein Teil vom Text der Seite 92 :

          - Bis gleich ! Erwarte den Bankavis !

          - Richtig. Tschüss!

          So nahmen die zwei Reservisten Jorge Nicolau und Valentim vom Regiment Cruz Alta Mitte April 1956 Abschied.

          Sie hatten im Pensionat mit Namen “Haus der Evangelischen Soldaten” gewohnt, unter der Führung des H.Nicolau Schüür, Geschäftsmann von Casa das Tintas".

Einige Jahre später, mit dem Wachstum der Gemeinde von Cruz Alta, wurde unter seine Anführung der Kauf eines Grundstückes an dem Hauptplatz der Stadt und die Aufstellung des Pastorhauses veranstaltet. Der Aufstellung der neuen Kirche vor dem Haus konnte Niklaas leider nicht mehr beiwohnen. Heute ist dort eine grosse und moderne Kirche aufgestellt. Sein Sohn Henrique nahm an der Errichtung teil, da er Mitglied der Bauarbeitenkommission war.

Bereits zu der Zeit hatte er eine spezielle ökomenische Ansicht. Wirkte sehr mit allen evangelischen Kirchen in Cruz Alta, gründeten die “Evangelische Wohltätigkeitsaktion”, die jegliche Hilfe an die Bedürftigen der Peripherie, unabhängig des Glaubens, erteilte.

Am Ende des letzten grossen Krieges wirkte er kühn beim Erlangen von Hilfe an Material und Nahrung für das deutsche Volk, zerstört und verarmt. Die Spenden an Kleidung und Nahrung wurden von Porto Alegre nach Deutschland geschickt. Die Hilfe wurde vom deutschen Volk anerkannt, das später für das Munizip Cruz Alta alle Maschinen und Installationen für eine moderne Möbeltischlerei spendete, die arme Kinder schulte und im Beruf ausbildete.

Unternehmer

In Cruz Alta bildete er eine fähige Malergruppe aus, unter der Bezeichnung Pintura Schüür, die über Lange Jahre Gebäude und Häuser angestrichen haben.

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Logomarca da empresa Pintura Schüür

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Logomarcas da Casa das Tintas e Tintas 3 Pintores

Da es sehr schwierig war, das notwendige Material zu erhalten, hauptsächlich Farben, da die nationale Herstellung noch immer vom Import abhängte, kaufte er durch seinen Unternehmersgeist ein Gebäude und gründete die "Casa das Tintas". Dort installierte er einen modernen, grossen und kompletten Kaufladen mit Farben, Glasscheiben und Rahmen.

Aber, die Schwierigkeiten beim Kauf der Farben verblieb, so dass er eine Farbenfabrik gründete.

In Santo Ângelo, 100 km von Cruz Alta entfernt, hatte sein Bruder Volkmar auch die "Casa das Tintas" gegründet und hatte auch Schwierigkeiten beim Kauf der Farben. So wurden zwei Farbenfabriken gegründet. Nicolau, gründete die Marke 3 PINTORES (3 MALER, eine Referenz an seinen Vater Heinrich, seinen Bruder Heinrich und Schwager Claas), Ölfarben von spezialer Qualität, die sofort gut anerkannt wurden. Volkmar, sein Bruder, gründete in Santo Ângelo die Marke ToTó , spezialisiert auf Emailfarben, die auch grossen Erfolg hatte.

Stellten Farben für Fussböden her (zu der Zeit hatten alle Häuser Holzfussboden) und auch Fensterkit her.

Zusammen mit seinem Schwager Paulo Heinemann gründete er eine photographische Produktion.

Geimeinschaftliche Teilnahme

Durch seine Teilnahme an der Gemeinde ist heute Nicolau Schüür der name einer Strasse in Cruz Alta, im Stadtteil Brum und bedeutet eine Ehrung der Stadt.

Nicolau, nahm neben seiner Arbeiten in seinen Unternehmen auch aktiv an den Problemen der Gemeinde teil. Er war Gründermitglied vom  Rotary Club in Cruz Alta, und verblieb als Mitglied bis zu seinem Tode. Auch war er aktiver Mitglied der ACICA – Associação Comercial e Industrial de Cruz Alta (Industrie- und handelskammer), in der Direktion und als Berater. Mehrere Jahre war er Freimaurer.

Als Präsident der Sociedade de Cultura Artística de Cruz Alta (Kunstverein), konnte er zusammen mit anderen Mitgliedern die besten nationalen und internationalen Konzerte nach Cruz Alta bringen, unter diesen Klavier-, Violinen- und Sänger-, usw.

Als Sportler war er Gründermitglied des Esporte Clube Nacional, spezial dem Fussball gewidmet.

Im Erziehungsgebiet war er Englisch-Lehrer im "Curso Artigo 99" (Gymnasium).

Merkwürdigkeit

Da er in den Vereinigten Staaten gelebt hatte, schrieb und sprach er fliessend englisch. Während dem 2. Weltkrieg wurden die deutschen Einwanderen sehr verfolgt.

Beim Heer, im Generalquartier Cruz Alta, kam ein Brigadegeneral aus Washington (USA) versetzt, der erfuhr dass es in der Stadt einen “Deutschen” gab der fliessend englisch sprach. Nicolau und er bekamen Kameraden und hatten wöchentliche Besprechungen.

So, immer wenn ein Imigrant der Deutsch sprach in Gefangenschaft kam, machte er Hungerstreik und sagte der Polizei, dass er nur Speise vom Schüür annehmen würde. Das war das Zeichen, so wurde Nicolau über die Gefangenschaft informiert. Er suchte seinen Freund General auf, der auch mit diese Greuel und Ungerechtigkeiten nicht einverstanden war, und so die sofortige Freilassung befahl.

Viele Plünderungen der Imigranten durch die Polizei konnten durch diese Freundschaft wieder zurückgegeben werden.

Nicklaas, starb am 17. Januar 1967, an einem zweiten Herzinfarkt. Er wurde am nächsten Tag auf dem Munizipalfriedhof unter grosser Begleitung begraben.

Während der nächsten Tagen bedauerte die Presse der Stadt und Umgebung den frühen Tod (er starb im Alter von 60 Jahren).

Nicolau Schüür war ein Vorbild von ständiger Arbeit und Nächstenliebe. Er liess seinen Nachkommen ein nachzuahmendes Vorbild. Heute können wir sagen: alle haben sich in ihm gespiegelt.

A tradução para a língua alemã feita por Dorothéa F. Walter 

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